Freitag, 29. Januar 2021

Zusammentreffen von Bahn und Straße: Posten 131 in Guben

Als es noch keine automatischen Schranken an den Bahnübergängen gab waren die Schrankenposten zusammen mit ihren Wärtern nicht aus dem Alltag der Eisenbahn wegzudenken. Jedem Fahrzeugführer - egal ob auf Schiene oder Straße - waren sie ständig gegenwärtig. Und wer erinnert sich nicht an mindestens einen Bahnübergang, wo er als Kind vom Rücksitz des elterlichen Gefährts oder aus einem Bus heraus das Treiben an und um die geschlossene Schranke und einen dazugehörigen Schrankenwärter beobachtet hat?

Infos zum Vorbild

Der Posten 131 in Guben ist so einer dieser Orte. Er befindet sich an der Bahnstrecke Berlin - Frankfurt/Oder der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn (NME) in der Stadt Guben. Einige Originalbilder dazu lassen sich im Internet per Google-Suche gut finden. Auch die Webseite "entlang der Gleise" weist einen entsprechenden Eintrag auf. Der Posten wurde unter anderem sogar in einem besonderen Artikel im Internet gewürdigt: https://www.lr-online.de/nachrichten/einsames-kurbeln-auf-posten-131-in-guben-36621520.html



So entstand das Modell

Aufmerksam geworden bin ich auf den Posten 131 beim Durchforsten verschiedener Quellen im Internet. Im Original gesehen habe ich ihn bisher nicht - ich war noch nie in Guben. Jedoch erinnerten mich seine Bilder an verschiedene andere ähnliche Orte aus meiner früheren Beobachtung. Das war für mich der erste Anreiz, ihn für das Spiel als Objekt umzusetzen. Ansonsten gefiel mir von Beginn an die Idee, eine Mod in zwei verschiedenen Ausprägungen zu erstellen. Denn das auf den Fotos vom Original ist ein Nebengebäude zu erkennen, welches bestimmt erst erheblich später als Anbau / Zusatzbau erstellt wurde. Wann diese Versionen jeweils im Spiel erscheinen ist unten aus der Aufstellung zu entnehmen.   
 

Die Umsetzung von Schrankenposten Po 131 "Guben" wurde von mir auf Basis der vorhandenen Bilder und einer daraus folgenden Abschätzung der Größenverhältnisse erstellt. Die Mod ist als Track Asset ausgeführt und wird in den Editoren im Spiel unter der Rubrik "buildings" angezeigt.

Die Mod hat selbst keine Funktion im Spiel und ist zum Ausschmücken von Szenarien gedacht. Daher werden mit ihm im Spiel auch keine Kosten erzeugt - weder beim Bauen noch beim Abriss. 

 

Die Mod ist kostenlos für das Spiel Transportfever2 erhältlich.

 

Freitag, 22. Januar 2021

Die "Rennpappe", die aus Blech war: Sachsenring P70 Coupé

Es ist gut vorstellbar, dass heute beim "Trabant" viele verwundert sind, dass dieser zu seinen direkten Vorfahren durchaus auch einen kleinen Sportwagen zählen kann. Aber so etwas gab es tatsächlich: ein kleines, sportlich geschnittenes Coupé, welches es vom Design her durchaus mit viel bekannteren Vertretern seiner Zeit aufnehmen konnte. Von den Fahrleistungen und der Technik vielleicht dann doch nicht mehr - aber wen interessiert das heute schon noch?

1954 wurde in der DDR von der Regierung per Plan festgelegt, dass der alte IFA F8 einen Nachfolger bekommen sollte. Dabei sollte ein bereits seit längerem vorliegendes Konzept zum Einsatz von Verbundmaterialien angewendet werden. Das alleine wäre schon eine völlig eigene Geschichte...

Abgekürzt geht sie so weiter: es wurde ein Fahrzeug "P50" geplant. Neuentwicklungen dauern aber lange und so wurde - zunächst ohne Genehmigung - ein Übergangsmodell entwickelt. Heraus kam ein P70, der im Prinzip eine moderne, pontonförmige, Duroplastkarosse auf einem IFA F8 Fahrgestell war. Das Fahrzeug gab es dann nur relativ kurz, dennoch wurde es in mehreren europäischen Ländern, darunter war beispielsweise auch Belgien, verkauft. Kurz darauf folgte eine Version als Kombi - und dann gab es das Modell, um das es hier geht: ein kleines 2+2-Coupé.


Im Gegensatz zum "Hauptmodell" der Serie war die Karosse aber nicht aus Duroplast, sondern aus Blech. Hergestellt wurde diese in der Dresdner Karosseriefabrik. Und das Fahrzeug war eigentlich nur für den Export bestimmt. Insgesamte Produktionszahlen sind nicht bekannt - aber sie werden so auf etwa 1.000 Exemplare geschätzt.  

Damit dürfte meine Mod, die ich für beide Versionen des Transport Fevers veröffentlicht habe, inzwischen weiter verbreitet sein als das Original - derzeit (Stand Ende Januar 2021) sind es ca. 2.900 in TPF und etwa 3.500 im TPF2. Mal ganz abgesehen davon, wie oft die Fahrzeuge im Spiel aufploppen. ;-)

Das Fahrzeug zu modden war jedenfalls schon vom Start an einer meiner Pläne. Klar - ein Sportwagen aus eigener DDR-Produktion. Mit einem agressiven Kühlergrill, einer teilverchromten Alu-Lufthutzen-Attrappe und einer zeitlosen Seitenlinie. Den musste ich einfach nachbauen!

Wenn eines der Exemplare heute bei Oldtimertreffen auftaucht ist es immer stark umringt. Und ich hatte schon eine andere direkte Begegnung mit dem Fahrzeug: in Dänemark auf der Insel Fünen ist in der Fahrzeugsammlung des Schlosses Egeskov ein Exemplar zu sehen. 


Im Spiel Transport Fever 2 gibt es das Modell nicht nur als KI-Traffic-Fahrzeug, sondern auch als Asset zum Ausschmücken von Einfahrten und Plätzen. 


Einer der letzten Heckmotor-Pkws des Ostens: Škoda S105

Als der S105 in der Entwicklungsabteilung von Škoda erdacht wurde, war das Konzept des Heckmotors bis auf die Verwendung in Sportwagen bei nahezu allen Autoherstellern nicht mehr von Interesse. Längst gab es den Frontmotor, teils noch mit Heckantrieb - aber viel moderner war die Kombination Frontmotor + Frontantrieb.

So sollte der neue Škoda ursprünglich auch nicht mehr mit einem Heckmotor ausgestattet werden. Stattdessen wurde mit den anderen Antriebskonzepten geliebäugelt. Allerdings passte das nicht in die sozialisitische Planwirtschaft. Als Ergebnis gab es einfach kein Geld für die Entwicklung eines komplett neuen Fahrzeuges. Und man musste auf bewährte Technik zurückgreifen und diese modernisieren. Also wurde kurzerhand der S100 weiterentwickelt. 

Skoda S105 L

1976 wurde eine neue viertürige Limousine in mehreren Versionen vorgestellt: der Škoda 105 wurde in den Ausstattungen S und L gezeigt. Er war mit einem 45-PS-Motor ausgestattet. Parallel dazu wurden, mit größerem Motor und besserer Ausstattung, auch ein 120 L und ein 120 LS vorgestellt. 105 und 120 unterschieden sich neben der Motorisierung durch veränderte Details und die Ausstattung. Die grundlegende Form war bei beiden Modellen jedoch gleich.

Skoda S105 L in Transport Fever

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dieses Fahrzeug als Kind wahrgenommen habe. War es alleine schon wegen des Viertakters etwas anderes als Trabant oder Wartburg, so stach es auch bei den anderen Autos, die es in der damaligen DDR so gab, doch deutlich hervor. Er wirkte einfach moderner als alles, was sonst so herumgefahren ist. Auch die Tatsache, dass der Kofferraum vorne war, war eben ganz anders. Dass es bei seinen Vorgängern genauso war und dass das eigentlich nicht mehr als modern angesehen wurde war mir dabei völlig egal. In meiner Vorstellung war klar, dass es später "so einer" sein musste. Bis dahin war aber irgendwann eine Wende und der ursprüngliche Fahrzeugwunsch sollte spätestens dann keine Rolle mehr spielen. ;-)

Skoda S105 L in Transport Fever 2

Außerdem ist der S105 auch viel seltener zu sehen gewesen als alle anderen in der DDR käuflichen Fahrzeuge. Vermutlich lag das aber eher daran, dass Škoda viele Fahrzeuge im westlichen Ausland absetzte und alleine aus dem Grund vielleicht den Beschaffern in der DDR suspekt war. Bestimmt war es konformer zur Linie des Landes, dann doch eher auf Russische Produktionen von Shiguli/Lada zu setzen wenn es um die Viertakter auf den Straßen der DDR ging?

 Skoda S105 L in Transport Fever 2

Ich jedenfalls finde das Fahrzeug heute noch bzw. wieder so interessant, dass ich es für den Transportfever als Modell nachgebaut habe. Bereits für Transport Fever 1 hatte ich diese Mod gebaut; inzwischen habe ich ihn auf Transport Fever 2 "modernisiert" und dort entsprechend mit den neuen Funktionen für das Licht ausgestattet.

Skoda S105 L by BluRail im Steam-Workshop von Transport Fever 2

Samstag, 9. Januar 2021

Reichsbahnidylle mit Geschichte(n): Blockstelle "Wildtränke"

Wer ab 1842 in Berlin im "Stettiner" per Eisenbahn hinaus in die weite Welt fuhr, der kam nach 37,9 km an einer kleinen Blockstelle vorbei. Meist dauerte es nur einen Wimpernschlag und schon war sie wieder aus dem Blickfeld verschwunden.

BK Wildtränke

Infos zum Vorbild

Die Blockstelle Wildtränke lag an der Strecke der Berlin-Stettiner Eisenbahn zwischen Melchow und Eberswalde mitten im Wald. Genau daneben war ein Bahnübergang; aus der Blockstelle heraus wurden auch die Schranken bedient. 

 
 
Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein Gleis der bis dahin zweigleisigen Strecke als Reparation abgebaut und in die damalige Sowjetunion verbracht. Im Bereich der Blockstelle wurde zwecks Kreuzung von Zügen ein Kreuzungsbahnhof eingerichtet. 1974 wurde das zweite Gleis wieder in Betrieb genommen, Wildtränke war wieder eine "normale" Blockstelle. Als die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Bernau und Eberswalde modernisierte entfiel der Bahnübergang. Und mit Erweiterung des ESTW Angermünde wurde die Blockstelle am 22.07.2006 ausser Betrieb genommen. 

Die Blockstelle wurde inzwischen abgerissen. Es gibt im Netz sogar Fotos vom traurigen Rest.

So entstand das Modell 

Irgendwann stolperte ich bei Recherchen über nicht ganz so traurige Fotos zu dieser Blockstelle. Wenn man in Google nach BK Wildtränke sucht, bekommt man u.a. über ein Forum von Drehscheibe Online einige Treffer, wo man zumindest noch Bilder aus den Tagen sieht, als das Gebäude noch in Nutzung war - z.B. hier: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,7362452 


Ich selbst bin nie mit der Bahn auf diesem Streckenabschnitt unterwegs gewesen, habe das Original nie in der Realität erlebt. Aber als ich die Aufnahmen sah, hatte ich sofort den Plan gefasst, dieses Gebäude als Mod zu bauen. Und es auf diese Art zu erhalten - als Erinnerung, die zumindest virtuell wieder zum Einsatz kommen kann.

 

Die Umsetzung der Blockstelle Wildtränke wurde von mir auf Basis der vorhandenen Bilder und einer daraus folgenden Abschätzung der Größenverhältnisse erstellt. Die Blockstelle ist als Track Asset ausgeführt und wird in den Editoren im Spiel unter der Rubrik "buildings" angezeigt.


Die Mod hat selbst keine Funktion im Spiel und ist zum Ausschmücken von Szenarien gedacht. Daher werden mit ihm im Spiel auch keine Kosten erzeugt - weder beim Bauen noch beim Abriss.

Die Mod ist kostenlos für die Spiele Transportfever und Transportfever2 erhältlich.

IFA S4000: vom Arbeitstier zum Kultobjekt

Wenn man heute Bilder aus der DDR sieht, bei denen typischer alltäglicher Straßenverkehr zu sehen ist, dann wird man oft eines der frühen un...